1996 - Jubiläumsjahr unserer St. Laurentius-Kirche


In diesem Jahr können die zahlreichen Besucher, die zum Laurentiusfest nach Enkhausen kommen werden, mit der Pfarrgemeinde das 100-jährige Bestehen des neugotischen Gotteshauses feiern.

Nach einer 35-jährigen Planungszeit konnte endlich durch Herrn Dechant Kroll aus Arnsberg, am 20. Mai 1895 der Grundstein zum Bau unserer heutigen Kirche gelegt werden!

Der Originaltext der Urkunde ist in Latein abgefaßt, die deutsche Übersetzung lautet:

„Im Namen des Herrn, Amen!

Zur Ehre des Höchsten, der heiligen Gottesmutter Maria, ihres Gemahles Josef und des Patrones Laurentius, unter Papst Leo XIII, dem deutschen Kaiser Wilhelm II, dem Bischof H. Simar, Paderborn, dem Dechanten Kroll, Arnsberg und den Seelsorgern hiesiger Gemeinde, dem Pfarrer F. Jacobs und dem Vikar W. Jungmann, nach erfolgtem Abbruch eines Teiles der Kirche und begonnener Erweiterung unter der Leitung des Architekten G. A. Fischer, Barmen, durch den Bauunternehmer H. Tegethoff, Marsberg, wurde im Jahre 1895 dieser Grundstein gelegt unter den üblichen Gebräuchen von obengenanntem Dechanten in Vollmacht des Ordinariates.

Der Allmächtige möge es zum Guten lenken!“

Schon 1 Jahr später war die im neugotischen Stil erbaute Kirche soweit fertiggestellt, daß am Pfingstsonntag 1896 (es war der 24. Mai) die erste Hl. Messe gefeiert werden konnte!

Im Chorraum leuchteten die von der Firma von der Forst in Münster hergestellten Fenster aus Kathedralglas in der Frühlingssonne und alle Gläubigen bewunderten den aus altem Eichenholz geschnitzten Hochaltar, ein Meisterwerk des Holzbildhauers Braun aus Paderborn. - Den Hochaltar mit den Figuren des Hl. Laurentius, des Hl. Stephanus und 2 Engeln mit Flügeln sowie einem feuerfesten Tabernakel hatte der Herr Baron Carl von Wrede, Melschede, der Kirche zu Enkhausen großherzig zum Geschenk gemacht! - Die Firma Braun lieferte auch (gemäß Zusage rechtzeitig zu Pfingsten) die Kommunionbank sowie die beiden Seitenaltäre, die Kanzel und die zwei Beichtstühle.

Da zu Pfingsten 1896 nur Chorraum und Seitenschiffe fertiggestellt und eingerichtet waren, fand die erste Eucharistiefeier in einer „Teil-Kirche“ statt. Der Bauunternehmer Tegethoff aus Marsberg arbeitete noch fleißig mit seinen Leuten am Längsschiff, denn es sollte noch vor Ende des Jahres 1896 „unter Dach“ sein.

Der alte romanische, kurze Turm mußte der stattlichen Höhe eines gotischen Gotteshauses angepaßt werden; daher plante der kluge Architekt Fischer aus Barmen den neuen Turm um „ein Stockwerk höher“ und er gab ihm zusätzlich einen langen, spitzen „Helm“, der dem Turm der gotischen Kirche eine alles überragende Höhe von 45 Metern geben sollte!

Die Einschalung des hohen Turmes ohne technische Hilfsmittel erforderte ein hohes Maß an Mut und war eine wahre Meisterleistung des Zimmermeisters Wilhelm Heymer aus Hachen.

Da zum Fest des Hl. Laurentius am 10. August 1896 das Längsschiff noch nicht fertiggestellt war, Chorraum und Seitenschiffe dem Pilgerstrom aber viel zu wenig Platz boten, mußte das feierliche Levitenhochamt noch ein letztes Mal im Freien gefeiert werden, auf dem Kirchhof, rund um die kleine Laurentius-Kapelle, auf deren Tragealtar ein Priester die Hl. Handlung vornahm. Seit dem Jahre 1692 durfte zum Patronatsfest in Enkhausen (aufgrund einer besonderen Genehmigung des Generalvikariats in Köln) die Eucharistiefeier im Freien abgehalten werden.

Ein damaliger Zeitzeuge schrieb am 12. August 1896 im „Central. Volksblatt“:

„Gestern hatten wir hier das Fest des Hl. Laurentius, unseres Kirchenpatrons, und damit verbunden die große Laurentiusprozession, zu der sich trotz des zweifelhaften Wetters auf Stunden weit in der Runde fromme Pilger eingefunden hatten. Obschon es mit Regen drohte, konnte nach Beendigung des Levitenamtes die Prozession, begleitet von unseren beiden Geistlichen und den geistlichen Herrn von Eisborn und Oelinghausen, doch in üblicher Weise ausgeführt, auch die Predigt nach Art der „Bergpredigt“ des Heilandes, im Freien abgehalten werden. Dieselbe hielt der Franziskaner-Pater Quirinus aus Werl. Viele schöne Ehrenbogen zierten den Weg des Herrn.

Namentlich prangte ein sehr schöner Bogen im Dorfe Estinghausen (Estin). Ferner waren, wie stets der Fall, viele Mütter im Zuge, welche ihre kranken Kinder zu „Lorenzes“ nach Enkhausen gelobt hatten und während der langen Prozession auf den Armen trugen. Namentlich bei Drüsenerkrankungen ruft das gläubige Volk den Hl. Laurentius um seine Fürbitte an.“

Welch ein erschütterndes Bild der Mütter mit ihren kranken Kindern auf dem Arm! Wieviel unerschütterliches Vertrauen und wieviel selbstverständlicher Opfergeist bestimmte ihr Tun!

Friedrich-Wilhelm Lübke (ein Bruder des Bundespräsidenten Heinrich Lübke) empfand vor 100 Jahren:

„Gar viele Hoffnungen werden an diese Wallfahrt geknüpft, und wenn auch nicht alles in Erfüllung geht, so gibt der unbeirrbare Glaube doch vielen die Kraft, ihr Geschick weiter geduldig zu tragen, und manchen hilft der Schutzpatron, wenn es auch den Außenstehenden nicht immer so scheinen mag.“

Ob uns wohl in diesem lauten, rastlosen und materialistisch orientierten Jahrhundert etwas verloren gegangen ist?!

Vielleicht finden wir einen Hauch davon an Laurentius wieder!