1993 - Hilfe, der Laurentius brennt


Die Messdiener versammelten sich in der Sakristei und Agnes Obertrifter – in den 50er Jahren der gute Geist der Kirche – streifte einem nach dem anderen die frisch gewaschenen und gestärkten rot-weißen Gewänder über. Es herrschte eine erwartungsvolle Stille. Einer der schon eingekleideten Messdiener erhielt den Auftrag, am Hauptaltar, vor der Laurentius-Statue und den beiden Seitenaltären die Kerzen anzuzünden. Auf einem der Seitenaltäre stand zwischen den Kerzen das Reliquienkreuz, das der Prozession vorangetragen werden sollte.

Langsam füllte sich die Kirche; die Messdiener in der Sakristei wagten sich in ihren vor Sauberkeit strahlenden und vor Stärke leicht abstehenden Gewändern kaum zu rühren. Doch irgendetwas störte plötzlich die Stille und Erwartung. Eine unerklärliche Unruhe schien aus dem Kirchengewölbe zu kommen und es roch merkwürdig nach „Schröggeln“.

Agnes Obertrifter witterte Unheil und schickte einen Messdiener hinaus um nachzusehen. Es dauerte nur Sekunden, da kam der Chorknabe so schnell er konnte zurückgerannt, verzweifelt schreiend: „Hilfe, der Laurentius brennt!!!“

Das trockene Holz des Kreuzes hatte sich wohl an einer zu nahe stehenden Kerze entzündet und nach anfänglichem Glimmen stand das Reliquien-Kreuz in hellen Flammen!

Weihwasser verhütete das Schlimmste, die schon in der Kirche versammelten Gläubigen atmeten erleichtert auf und der Messdiener Hans-Peter, der in jenem Jahr das Reliquienkreuz der Prozession vorantrug, hat es sicherlich besonders behutsam in seinen Kinderhänden gehalten.

Noch heute trägt das Reliquienkreuz Spuren des damaligen dramatischen Ereignisses; sie geben Zeugnis für die Wahrheit dieser Geschichte.