1993 - Spielmann's Franz und der "Olle Schafskopp"


Diese Geschichte hat sich Ende der 50er Jahre an Laurentius zugetragen. Erlebt und erzählt hat sie ein damaliger Messdiener, der die Ehre hatte, das Reliquienkreuz der Laurentius-Prozession voranzutragen.

Der Weg nach Estinghausen und zurück hatte unter Beten und Singen wieder mehr als 2 Stunden gedauert. Es war ein heisser Augusttag. Die Gläubigen zogen in die Pfarrkirche ein, um den letzten Segen zu empfangen. Mächtig dröhnte die Orgel „Großer Gott, wir loben Dich“ und ein Meer von Stimmen sang begeistert: „Wie Du warst vor aller Zeit, so bleibst Du in Ewigkeit“. Die zweite und die dritte Stophe folgten; Pastor Spielmann entnahm der Nische über dem Tabernakel die Monstranz zum letzten Segen. Doch in dem Augenblick, da er sich der Gemeinde zuwenden wollte, griff der Organist erneut mächtig in die Manuale und es ertönte „Der Apostel heilger Chor, der Propheten hehre Menge ...“.

Kaum waren die letzten Worte der 4. Strophe „lobt und preist Dich immerdar“ verhallt, machte Pastor Spielmann einen zweiten verzweifelten Versuch, die Monstranz zum Segen zu heben, bei gleichzeitiger Hinwendung zur Gemeinde. Und wiederum setzte machtvoll die Orgel ein, die Gläubigen sangen inbrünstig: „Dich Gott Vater auf dem Thron loben Große, loben Kleine ......“. Die Leute sangen so laut sie konnten, der Organist war berauscht von seiner eigenen Musik und der ganzen großartigen Feierlichkeit ...... nur Pastor Spielmann schien von Sekunde zu Sekunde nervöser und ungeduldiger zu werden. Seine Hände umkrampften die goldene Monstranz, ein Zittern befiel seinen ganzen Körper und auf und ab tanzten seine runden Bäckchen. Keuchend und gegen das Orgelbrausen anbrüllend, entfuhr es seinen verzerrten Gesichtszügen, indem er die vor ihm stehende Monstranz anstarrte, „Oller Schafskopp“! (Gemeint war aber der spielfreudige Organist Willibald.)

Willi, der kleine Messdiener mit seinem roten Barett und dem Reliquienkreuz, der direkt hinter dem Gottesmann stand, traute seinen Augen und Ohren nicht. Und vergessen hat er diese Geschichte bis heute nicht!